Spiegeltherapie

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Die Spiegeltherapie besitzt einen kognitiven Behandlungsansatz und ist ein ergotherapeutisches Verfahren zur Behandlung von Nervenschmerzen, die mit fehlenden oder gestörten sensorischen Informationen einhergehen. Dies betrifft vor allem Phantomschmerzen oder auch Patienten nach Schlaganfall.

Bei diesem Behandlungsansatz wird der Patient angeleitet, einen Spiegel so zu benutzen, dass die gespiegelte gesunde Extremität für ihn scheinbar an die Stelle der fehlenden oder erkrankten Extremität rückt. Durch das Spiegelbild wird die Illusion zweier gesunder Extremitäten hervorgerufen.

Mittels moderner Bildgebung konnte gezeigt werden, dass sich das Gehirn der Betroffenen in charakteristischer Weise verändert. Oftmals kommt es zu einem Verlust oder zu einer Minderung der sensorische Wahrnehmung an der betroffenen Extremität, das heißt sensorische Reize sind weniger scharf unterscheidbar und werden in ihrer Deutlichkeit anders wahrgenommen.

Jeder Mensch repräsentiert die auf ihn einströmenden Sinneseindrücke in bestimmten Arealen seines Gehirns. Bei einigen Krankheiten können diese Areale schrumpfen. Dieser Schrumpfungsprozess ist abhängig von dem Nichtbenutzen und dem Ausfall von Impulsen, wie z.B. nach Amputationen. Auch Schmerzen stören den Erhalt dieses Körperschemas. Je stärker die Schmerzen sind, desto stärker ist die Beeinträchtigung der sensorischen Fähigkeit- ein Prozess der als kortikaler Reorganisationsprozess bezeichnet wird. Dieser Prozess ist auch noch nach Jahren veränderbar. So ist es möglich die mit dem Schmerz einhergehende Landkarte im Gehirn zu verkleinern oder sogar rückgängig zu machen. Dies ist eines der wichtigsten Ergebnisse der schmerztherapeutischen Forschung der letzten Jahre.

Inhaltlich können 3 verschiedene Übungstypen unterschieden werden. Bei den sensorischen Übungen werden unterschiedliche Reize auf die gespiegelte Extremität aufgebracht. Der Patient wird aufgefordert, das Anwenden dieser taktilen Stimuli im Spiegel zu beobachten und sich vorzustellen, er sähe seine amputierte Extremität. Dabei spielt es keine Rolle, dass die Stimuli im nicht amputierten Glied empfunden werden.

Das Beobachten der sensiblen Stimulation im Spiegel wird häufig als das Phantomglied entspannen erlebt und kann letztendlich zur Schmerzreduktion führen.

In der zweiten Gruppe von Übungen fallen motorische Bewegungen, die frei im Raum und ohne Medium ausgeführt werden. Dazu können alle Bewegungsebenen- und richtungen sowie vorgestellte Bewegungsabläufe, wie z.B. das Umfassen eines Balles, genutzt werden.

In der dritten Gruppe finden Bewegungsübungen mithilfe von verschiedenen Medien statt (z .B. Steckspiele, Schwung- und Schreibübungen). Hier ist zu beachten, dass gezielte Bewegungen im 3- dimensionalen Raum, die im Spiegel beobachtet werden sollen, besondere Anforderungen an Konzentration, Aufmerksamkeit, Imaginationsvermögen und räumliches Vorstellungsvermögen stellen.