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Kognitiv therapeutische Übungen nach Prof. Perfetti

Kognitiv-therapeutische Übungen

Das Ziel der Therapie ist die Reorganisation des Nervensystems, das sich nach Einwirken einer Schädigung in einem pathologischen Zustand befindet. Zu allererst muß die Reorganisation im Gehirn stattfinden um letztendlich zu einer Veränderung im Bereich der Muskelkontraktion zu führen. Der Patient soll Strategien lernen, die ihm erlauben, erneut so normal wie möglich zu handeln.

Es wird von einer systemischen Anschauungsweise ausgegangen, die besagt, dass der Mensch als komplexes System angesehen werden soll. Das bedeutet, dass menschliche Fähigkeiten wie Bewegung, Wahrnehmung und kognitive Leistungen nicht isoliert betrachtet und behandelt werden dürfen, sondern eine funktionelle Einheit bilden, die nur im gegenseitigen Austausch Erkenntnisprozesse hervorbringen kann.

Diese Prozesse basieren auf den Plastizitätseigenschaften des Nervensystems. Die neurologische Rehabilitation wird unter Berücksichtigung der Plastizität des Nervensystems als Lernen unter pathologischen Bedingungen definiert.

Gezieltes Lernen geschieht durch Denkprozesse, die der Patient aktivieren muß. Ohne eine aktive und zielgerichtete Aufmerksamkeit des Patienten gelingt ihm das Lösen der Aufgabe nicht. Der Patient nimmt vor allem durch den Einsatz seiner taktil- kinästhetischen Rezeptoren Informationen auf, die er zur Lösung der sensomotorischen Probleme einsetzen soll.

Der Patient soll im Rahmen des gestellten Problems überprüfen, ob die perzeptive Hypothese verglichen mit dem tatsächlich Erreichtem zu einer Lösung des Problems führt.

Die Wahrnehmung stellt einen wichtigen Teil der Bewegung dar. Bei der Bewegung bildet die Muskelkontraktion das letzte Glied einer Kette von vorausgegangenen physiologischen Prozessen. Um letztendlich die Muskelkontraktion zu erlangen, regt man, mit Hilfe der gezielten Aufmerksamkeit des Patienten, die kognitiven Prozesse an. Dank dieser aktivierten Prozesse lernt der Patient, die Komponenten einer unadäquaten Tonusanpassung nicht entstehen zu lassen bzw. eigenständig zu kontrollieren.

Nicht mehr der Therapeut soll fazilitierend oder inhibierend eingreifen, sondern der Patient soll lernen, Denkprozesse einzusetzen, um die pathologischen Elemente selbst kontrollieren zu können.

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Das 3- Stufen- Konzept der kognitiv- therapeutischen Übungen

Jede Übung beinhaltet die Aufnahme und Verarbeitung von Informationen. Sehr wichtig ist hier die taktil- kinästhetische Wahrnehmung. Von ihr erhält das ZNS wichtige Informationen vom Körper und der Umwelt, die es für die Programmierung und Ausführung von Bewegungen benötigt. Die Wahrnehmung stellt demzufolge einen wichtigen Teil der Bewegung dar. Bewegung erzeugt Informationen ermöglicht das Entstehen der Bewegung. Ist dieser Informationskreislauf gestört, können physiologische Bewegungsabläufe nicht ebtstehen. Mittels therapeutischer Übungen wird versucht, dem System zu einem andepassten Funktionieren zu verhelfen, also eine möglichst günstige Reorganisation des ZNS herbeizuführen. Dabei ist von grosser Bedeutung, dass jede Bewegung ein überprüfbares Ziel hat, denn die abstrakte Bewegung ist für das ZNS sinnlos und führt zu keinem Lerneffekt. Die einzelne cognitiv-therapeutische Übung wird unter genauer Berücksichtigung der neurophysiologischen bis hin zu den muskelphysiologischen Aspekten der Bewegung abgeleitet.

Ein wichtiger Faktor bei den Übungen des 1. + 2. Grades ist die Durchführung der Bewegung mit geschlossenen Augen, um die dominante optisch-sensoriche Komponente nicht zu sehr als kompensatoriche Informationsaufnahme zu etablieren.

Die Übunmgen, die von Professor Perfetti und seinen Mitarbeitern entwickelt wurden, sind auf drei Stufen konzipiert.

Bei den Übungen 1. Grades werden dem Patienten taktil-kinästhetische Informationen angeboten, wobei der Arm oder das Bein vom Therapeuten geführt wird. Die motorischen Komponenten werden somit vom Therapeuten übernommen. Der Patient soll lernen, bei den entstehenden Dehnungen der involvierten Muskulatur eventuelle abnorme Raektionen zu kontrollieren. Das Beherrschen abnormer Reaktionen auf Dehnung ist eine wesentliche Voraussetzung für das Enstehen von physiologischen Bewegungen.

Bei den Übungen 2. Grades wird er Patient seine zur Verfügung stehende Motorik zunehmend für die Aufnahme von taktil-kinästhetischer Information aktivieren. Der Patient muss lernen, bei der willkürlichen Motorik die überschiessenden Muskelkontraktionen (abnorme Irradiation) zu vermeiden. Der Therapeut baut im Laufe der Behandlung schrittweise die Unterstützung ab.

Bei den Übungen 3. Grades verlängert sich die kinematische Kette, unter Einbezug immer grösserer Teile des Systems, bis zur Erarbeitung harmonischer globaler Strategien. Der Patient muss lernen, das eventuelle Auftreten von primitiven Bewegungsschablonen (elementare Schemata) zu vermeiden und statt dessen hochentwickelte, fragmentierte Bewegungen hervorzubringen. Die koordinierte Kontraktion der motrischen Einheiten verschiedener Muskelgruppen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen zum Wiedererlangen physiologischer Bewegungsabläufe.

Die systematische Durchführung der aufeinander abgestimmten Übungen verlangt eine präzise Arbeitsweise und dient der ständigen Qualitätskontrolle der durchgeführten therapeutischen Massnahmen.