Therapeut für Sensorische Integrationstherapie / DVE

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Unter sensorischer Integrationstherapie versteht man jenen neurologischen Prozeß, bei dem vom eigenen Körper und der Umwelt ausgehende Sinneseindrücke geordnet werden und der es dem Menschen ermöglicht, seinen Körper innerhalb der Umwelt adäquat einzusetzen. Das Gehirn muß unter ständig wechselnden Bedingungen sensorische Informationen auswählen, vergleichen und verknüpfen, bzw. die Aufnahme verstärken oder verhindern.

Sensorische Integration bedeutet Verarbeitung von Informationen der Sinnessysteme.

Da das Zentralnervensystem veränderbar ist, führen die Behandlungsmethoden der sensorischen Integration zu Veränderungen im Gehirn. Die Aufnahme , Verarbeitung und Interpretation von Sinneseindrücken setzt schon weit vor der Geburt jedes Menschen ein und hält ein Leben lang an.

Je jünger ein Mensch ist, desto mehr ist das Gehirn noch veränderbar. Vor allem im 1. Lebensjar wachsen die dendritischen Verzweigungen aufgrund von Reizaufnahmen, die u.a. zu einem Gedächtnismusteraufbau in vielen Teilbereichen führen. Struktur und Funktion des Gehirns werden mit der Zeit stabiler und immer stärker festgelegt. Falls ein Individuum nicht in der Lage ist, sich an diesen Vorgängen effektiv zu beteiligen, kann sich das Gehirn nicht optimal entwickeln. Werden diese Defizite jedoch frühzeitig erkannt, so besteht oftmals die Möglichkeit, diese anzugleichen, da von einer Art „Nachreifung des Gehirnes“ ausgegangen wird.

Während einer therapeutischen Behandlung wird das Ziel verfolgt, sensorische und motorische Erfahrungen zu vermitteln, mit deren Hilfe die „normale“ neuromotorische Entwicklung wieder aufgenommen, bzw. weitergeführt wird.

Verfügt das Gehirn über ausreichende sensorisch-integrative Fähigkeiten, um den Anforderungen der Umwelt gerecht zu werden, kann das Kind in angemessener, kreativer und befriedigender Weise reagieren.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Integration vestibulär-propriozeptiver und taktiler Reize und nicht nur auf der Erzeugung motorischer Reaktionen.

Diese Systeme haben folgende Aufgaben:

a)Vestibularsystem:

Die vestibulären Rezeptoren sitzen im Innenohr und registrieren jede kleinste Bewegung des Kopfes. Das Vestibularsystem ist mitverantwortlich für das Gleichgewicht, einen adäquaten Muskeltonus und für die Stabilisierung der Augen im Verlauf von Kopfbewegungen.

b)Propriozeptives System:

Propriozeption ist die Wahrnehmung von Gelenk- und Körperemfindungen. Sie befähigt uns, die räumliche Orientierung unseres Körpers sowie die Geschwindigkeit und den Ablauf unserer Bewegung zu kontrollieren. Zudem ermöglicht sie uns, zu überprüfen, wieviel Kraft unsere Muskeln aufwenden und in welchem Maße ein Muskel gedehnt wird. Propriozeptive Reize kommen hauptsächlich von Muskelspindeln, Mechanorezeptoren der Haut und von zentral erzeugten motorischen Befehlen.

c)Taktiles System:

In allen Hautschichten befinden sich Tastrezeptoren, die im allgemeinen durch von außen kommende Reize, wie z.B. Berührungen, Druck, Schmerz, Temperatur oder Vibration aktiviert werden. Die sensorische Integration liefert Erklärungen für die Zusammenhänge zwischen Schwierigkeiten bei der Diskrimination taktiler Reize, die sowohl die Tendenz mancher Personen, auf bestimmte Arten taktiler Reize mit Abwehr zu reagieren (taktile Defensivität).

Die taktile Defnsivität tritt häufig im Zusammenhang mit Ablenkbarkeit, erhöhter Aktivität und motorischen Defiziten auf.

Häufig zeigen Kinder, die im vestibulären-propriozeptiven und in den taktilen System Defizite hinsichtlich ihrer sensorischen Integration haben, folgende Auffälligkeiten:

  1. Motorische Unruhe

2. Grob- und feinmotorische Koordinationsstörungen

3. Mangelnde Fähigkeiten zur Bewegungs- und Handlungsplanung

4. Umschriebene Aufmerksamkeitsdefizite

5. Lernstörungen

6. Anpassungs- und Umstellunsschwierigkeiten

7. Sprachauffälligkeiten

8. Verhaltensauffälligkeiten

9. Entwicklungsverzögerungen

Weiterhin spielt in der sensorischen Integration die auditive und visuelle Wahrnehmung eine große Rolle. So wird im auditiven Bereich überprüft, ob z.B. Richtungshören, Wortverständnis, Tonhöhenunterscheidung, Selektion einzelner Wöter, Rhythmen nachahmen oder der Lautbestand in Kombination und Sequenz differenziert werden kann.

Im visuellen Bereich wird z.B. die Raumlage, Formkonstanz, räumliche Beziehungen, Farben, Figurgrundwahrnehmung und die Erfassung von Form- und Sinnzusammenhängen überprüft.

Die olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung spielen in der sensorischen Integration eine eher untergeordnete Rolle, obwohl sie bei einigen Kindern einen wichtigen Eingangskanal darstellen (Essen, Trinken).

Auch wenn die Sinnessysteme der Verständlichkeit halber einzeln aufgeführt wurden, so muß man die komplette Sinnesaufnahme, Verarbeitung und Interpretation als untrennbare Einheit sehen.

Ist ein Bereich betroffen, so kann sich dies auch auf andere Bereiche auswirken.

Ich hoffe, Ihnen die sensorische Integration verständlicher gemacht zu haben. Selbstverständlich stehe ich Ihnen für weitere Fragen zur Verfügung.